Am vergangenen Samstag, 15.06.2024, wurden die Stolpersteine für die Familie Brauer in der Pappelallee 62 in einer würdevollen Zeremonie verlegt.
Ein knappes Jahr nach der Antragstellung bei der Stolpersteininitiative Prenzlauer Berg konnten wir am Samstag mit einer Vielzahl an Gästen aus der Schulgemeinschaft und der heutigen Nachbarschaft der jüdischen Familie Brauer, deren drei Kinder unsere Schule besucht hatten, mit der Verlegung der Stolpersteine ein ehrwürdiges Denkmal setzen.
Die Zeremonie war sehr rührend und wurde durch den extra für dieses Projekt von Herrn Gorlatschovs gegründetem Kinderchor musikalisch untermalt. Der Höhepunkt war sicherlich die Rede der Enkelin von Cilly. Sie hat uns Gästen erzählt, dass Cilly in England ein neues Leben aufbauen konnte. Ein Leben, das einzig und allein auf Glück im Unglück basierte. Cilly hatte einen der letzten und wenigen Plätze in einem Kindertransport nach England bekommen. Sie verlor neben ihrer jüngeren Schwester, die Eltern und ihren damaligen Jugendfreund, den sie gerne geheiratet hätte, in Auschwitz. Cilly und ihr Bruder Albert, der durch weitere Schicksale, schwer traumatisiert war, überlebten den Holocaust und sahen sich viele Jahre nach dem Krieg das erste Mal wieder.
Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei Dieter Sander von der Stolpersteininitiative Prenzlauer Berg dafür, dass er uns unnachgiebig unterstützt hat, damit Cilly Haar, geb. Brauer, mit 102 Jahren die Verlegung der Stolpersteine noch miterleben konnte. Cilly war per Videoanruf von ihrer Enkelin dazu geschaltet und konnte den überwiegenden Teil der Zeremonie im Beisein eines ihrer Söhne zu Hause in London miterleben. Sie und ihre Familie sind für dieses Projekt allen sehr dankbar, die in welcher Form auch immer, daran mitgewirkt haben.
Wir bedanken uns auch ganz herzlich bei dem Rabbiner Dr. Walter Rothschild, der das Totengebet für die Familie erklingen ließ. In dieser Phase der Zeremonie fing der Himmel symbolisch stehend für die unfassbar hohe Anzahl an Opfern des verbrecherischen nationalsozialistischem Regimes zu weinen an.
Außerdem möchten wir uns auch herzlich bei Peri Bausch vom Anne Frank Zentrum für die Unterstützung während des Projekts und auch für die Rede bei der Zeremonie bedanken.
Zuletzt bedanken wir uns auch im Namen der Familie bei Björn Dührig und Jörn Tuband, die sich sofort nach der Anfrage, die Stolpersteine in den Boden einzulassen, dazu bereit erklärten uns zu unterstützen. Das war ebenso bedeutsam für uns, da wir die Steine sonst nicht so schnell hätten verlegen können.
Als Schule gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit haben wir und alle Unterstützer:innen dieses Projektes einen klaren Beitrag zur Bedeutung des dringenden Erhalts der Demokratie gesetzt.
Diesen Artikel schließe ich mit einem Zitat einer sehr mutigen jungen Schülerin, die bei der Zeremonie ihren Brief an Cilly vorgelesen hat. „[…] Sie haben mir gezeigt, dass man anderen helfen muss, weil jeder ein Mensch ist, der weiterleben möchte. Jeder ist ein Individuum, dessen Geschichte nicht verloren gehen darf […].“ (Rosa S.)
Carmen Sonneborn