Für die Schüler:innen der Klasse 4c war die Grundwasserprobenentnahme und die anschließende Untersuchung im spontan eingerichteten Klassenzimmerlabor eine spannende und erkenntnisreiche Aktion.
Den Schüler:innen hat das erste Mikroskopieren sehr viel Spaß gemacht – von Schmetterlingen bis Meteoriten wurde alles unter der Linse entdeckt!
Hier der offizielle Bericht vom BUND:
Bürgerwissenschaftliche Erkundung des Grundwassers
Im Rahmen der bürgerwissenschaftlichen Sommer-Messkampagne 2024 hielt der BUND Berlin zwei Dialogveranstaltungen zum Thema Grundwasser ab. Eines dieser Angebote wurde zusammen mit der Wahlkreisabgeordneten Linda Vierecke im Prenzlauer Berg auf den Weg gebracht. An dem Austausch nahmen die Schüler:innen der Thomas-Mann-Grundschule zusammen mit Ihrer Klassenlehrerin teil.
Der Fokus des Dialoges richtete sich auf die Frage, ob und welches Leben wir im städtischen Grundwasser vorfinden können, wie es dem unterirdischen Gewässer geht und was im Umfeld des Brunnens zu seiner Belastung und Verbesserung – auch im eigenen Handeln – beitragen kann.
Für die Beprobung ausgewählt wurde der Straßenbrunnen PB 32 an der Ecke Stargarder Straße/Senefelderstr. Die betreffende Schwengelpumpe reicht 47 Meter in den Untergrund und befindet sich damit im Grundwasser Untere Spree Berlin.
Zu viel Wärme und hohe Leitfähigkeit – was ist der Grund?
Gemeinsam wurde eine Wasserprobe genommen, um sie auf chemisch-physikalische Parameter zu untersuchen. Dafür musste zunächst das Standwasser aus dem Rohr des Straßenbrunnens herausgepumpt werden. Bei der Messung stellte sich zum einen heraus, dass die elektrische Leitfähigkeit der Probe mit 1600 Mikrosiemens/cm zu hoch war. Weniger auffällig wäre ein Wert von unter 1000 Mikrosiemens/cm. Die Kinder erfuhren, was aus diesem Befund abgeleitet werden kann: Eine hohe elektrische Leitfähigkeit deutet auf eine höhere Konzentration geladener Teilchen im Grundwasser hin und damit beispielsweise auf mehr Stoffe im unterirdischen Gewässer – wie ein höherer Gehalt an Nährsalzen. Hierzu zählen die Sulfatverbindungen, die sich im Baumaterial befinden und u.a. mit den Hausbeschädigungen im 2. Weltkrieg in das Grundwasser ausgewaschen wurden. Näheres kann aber nur mit einer feinstofflichen Untersuchung der Wasserprobe im Labor geklärt werden.
Auch die Grundwassertemperatur lag mit 15,8 °C um mehr als 6 °C höher, als sie für die Tiefe von Natur aus typisch wäre. Zusammen wurde überlegt, was vor Ort zur Aufwärmung des Grundwassers beitragen kann. Dafür wurde das Umfeld des Brunnens in den Blick genommen. Dort stellten die Schulkinder eine großflächige Versiegelung bzw. dichte Bebauung des Geländes fest, die sich im Sommer stärker aufheizen kann. Über die Keller der Wohnhäuser kann ebenfalls Wärme in das Grundwasser gelangen. Außerdem wurden Abwasserkamäle und Fernwärmeleitungen als mögliche Quellen angesprochen.
„Cooles“ Grundwasser – Mögliche Lösungsbeiträge von lokaler bis Bundesebene
Als Lösung des Problems wurde zum Beispiel ermittelt, mehr „Kühlräume“ zu schaffen. Die Kinder kamen außerdem zum Vorschlag, dass die Grundstück- und Hausbesitzer mehr Grünpflanzen an Dächern und Fassaden setzen oder auf größeren versiegelten Flächen die Pflaster oder Betonplatten entfernen, um dort Boden wieder gut zu machen. Bäume könnten dazu beitragen, Schatten zu spenden und die Luft zu kühlen. Auch der schonende Umgang mit Wasser und Energie kann zur Reduktion der Wärmeeinträge beitragen. Um diese Arbeiten alle zu finanzieren, war den Teilnehmenden bewusst, dass auch das Land genügend Geld und Personal hierfür benötigt. Hierfür setzen sich zum Beispiel Frau Vierecke und weitere Mitglieder des Abgeordnetenhauses ein. Und im Projekt „CHARMANT“ versucht der BUND mit den weiteren Partnerorganisationen einen Weg zu finden, damit das Grundwasser und seine Lebenswelt in Zukunft noch besser erfasst und geschützt werden kann. Aber auch lokal kann jede*r handeln. Gerne würden die Kinder auch praktisch aktiv werden und bei kleineren Entsiegelungs- und Pflanzaktionen im Kiez mitzuwirken. Hierfür muss das zuständige Bezirksamt angesprochen werden.
Gemeinsame Untersuchung des Grundwassers auf Tiere
Was bedeuten die Messergebnisse für die Lebenswelt im Grundwasser? Die Schulkinder konnten angesichts der Befunde feststellen, dass das überwärmte Grundwasser zurzeit zwar keine idealen Lebensbedingungen für die Tiere im Untergrund bietet. Die Temperaturen und der Sauerstoffgehalt von 1,5mg/l weisen jedoch noch Werte auf, die zumindest für anspruchslose Tiere ausreichen.
Gemeinsam wurde daher weiteres Grundwasser aus dem Straßenbrunnen gepumpt und mit einem Hydrantennetz gefiltert, um damit mögliche Tiere zu sammeln. Eine mikroskopische Untersuchung der Probe ist in Kürze geplant.
Danksagung:
Das Projektteam dankt der Abgeordneten Frau Vierecke und ihrem Team für die Initiative sowie Klassenlehrerin Frau Bessonova und ihren Schüler:innen von der Thomas-Mann-Grundschule für die tatkräftige Unterstützung bei der Erkundung des Grundwassers und für die Anregungen zu seinem Schutz. Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sei für die Förderung gedankt, ohne die die Veranstaltung und Beprobung nicht hätte stattfinden können.